Ringvorlesung: Klangkonzepte. Musik, Kultur, Medien (Bonn)

Inwiefern hat nicht nur Musik eine Geschichte, sondern auch ihr Klang? Als was wurde und wird Klang in, an der Grenze aber auch außerhalb der Musik konzipiert? – etwa als Ton, Vibration, Schwingungsform, „Sound“, Entität mit „Farbe“ oder „Textur“, gar als Gesang von Vögeln oder Modulation von Obertönen, als voluminöse oder mikrozeitliche Entität oder auch als „produzierter“ Klang sowie als „live sound“. Welche Klangkonzepte werden in welchen Musikkulturen entwickelt und ästhetisch relevant? Welche kulturellen Praktiken des Musikmachens und Musikhörens, welche Diskurse und Medientechnologien, welche konkreten Klänge spielen mit einem spezifischen Klangkonzept zusammen? Inwiefern fordern Klangkonzepte normative Musikbegriffe heraus, überschreiten gar das Hörbare und ermöglichen nicht nur ein neues Verständnis von Musik, sondern auch von Kultur und Medien? 

Kultur- und medientheoretisch informiert untersuchen 13 ausgewiesene Expertinnen und Experten aus den Sound Studies in der von der Professur Musikwissenschaft/Sound Studies an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn organisierten Ringvorlesung im Wintersemester 19/20 und Sommersemester 20 schlaglichtartig wie Klang in, an der Grenze und außerhalb der Musik in Geschichte und Gegenwart unterschiedlich bestimmt wurde und wird. Die Vorlesungen sondieren eigentümliche Potentiale eines auf Klang basierten Verständnisses von Kultur und Medien. Sie fragen danach, inwiefern ein avancierter Klangbegriff eine interdisziplinäre Schubkraft entwickeln kann, die vergleichbar mit der des Textbegriffs der Literaturwissenschaft, des Bildbegriffs der Kunstgeschichte oder des Aufführungsbegriffs der Theaterwissenschaft ist. Die Bandbreite der Vorlesungen umfasst dabei musik- und medienwissenschaftliche, kultur- und geschichtswissenschaftliche, ethnologische und philosophische Annäherungen an die Thematik. 

Die Ringvorlesungen finden donnerstags von 18 bis 20 Uhr im Hörsaal 4.001 in der Lennéstraße 6 statt!

Programm

TEIL I – Wintersemester 19/20 

24.10.Jens Schröter (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
“Technologien der Stille. Zu ihrer Archäologie und Ästhetik”
07.11.Julia Kursell (Universität Amsterdam)
 “Carl Stumpf und die Violine. Zur Konzeption des Hörens in der Tonpsychologie” 
28.11.Marie Thompson (University of Lincoln)
“Sounding Reproduction: Gender, Technology and Auditory Capitalism”
12.12.Holger Schulze (Universität Kopenhagen)
“Living with Sound: Anthropologische Konzepte als Klangkonzepte”
19.12.Wolfgang Ernst (Humboldt-Universität zu Berlin)
“Der Klang und sein Kehrwert. Sonik zwischen Signal und Frequenz”
09.01.Daniel Morat (Freie Universität Berlin)
“Auf der Suche nach dem deutschen Klang. Konzepte der politischen Stimme im 19. Jahrhundert”
23.01.Peter Wicke (Humboldt-Universität zu Berlin)
“Der formatierte Klang. Klangformationen in der Popmusik”

TEIL II – Sommersemester 20

16.04.Britta Hartmann (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
“Klangkonzepte im Dokumentarfilm“
tbaJens Gerrit Papenburg  (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
Antrittsvorlesung
14.05.Robin James (University of North Carolina at Charlotte)
“The Sonic Episteme: Vibratory Resonance and Probabilist Neoliberalisms”
28.05.Veit Erlmann (University of Texas at Austin)
“’Kill the Boer.’ Hate Speech, Sound and Law in South Africa”
18.06.Andrea F. Bohlman (University of North Carolina at Chapel Hill)
“Democratic Magnetism: Tape Recording, Creativity, and the Limits of Sound”
02.07.Alexander Rehding (Harvard University)
“‘We come in peace’: NASAs Voyager Mission, die ‘Golden Record’ und interplanetare Kommunikation“ 

Konzeption: Jens Gerrit Papenburg
Kontakt: jpapenbu@uni-bonn.de