Steffen Lepa, Alexander Lindau: Dynamische Binauralsynthese – ein Verfahren der virtuellen Akustik als neues Erkenntnis- und Forschungsmedium der Audiomedienwissenschaften?

Autoren:
Steffen Lepa
Alexander Lindau
(FG Audiokommunikation, TU Berlin)

Titel:
Dynamische Binauralsynthese – ein Verfahren der virtuellen Akustik als neues Erkenntnis- und Forschungsmedium der Audiomedienwissenschaften?

Abstract (max. 2000 Zeichen):
Im Kontext eines internationalen medientheoretischen Diskurses um einen “New Materialism” (Packer & Crofts Wiley, 2011) wird auch in der deutschen Medienforschung inzwischen diskutiert, wie das Zusammenspiel physikalisch-materieller Eigenschaften von Medientechnologien mit den auf dieselben Objekte gerichteten sozialen Konstruktionen und kulturellen Zuschreibungen im Kontext der sozialen Alltagspraxis methodisch schlüssig rekonstruiert werden kann (Lepa, 2012). Für die mit Auditiven Medienkulturen befassten ForscherInnen bietet sich in Gestalt der Dynamischen Binauralsynthese (Lindau, Hohn, & Weinzierl, 2007) dafür inzwischen eine besondere Möglichkeit: Mit ihrer Hilfe lassen sich die Wiedergabeeigenschaften von beliebigen Medientechnologien in beliebigen räumlichen Anordnungen und Hörpositionen so plausibel simulieren, dass auf akustischer Ebene von Laien keine Unterschiede mehr zu den simulierten räumlich-medialen Dispositiven wahrgenommen werden können (Lindau & Weinzierl, 2012). Rein theoretisch lassen sich damit auch akustische Simulationen „höherer Ordnung“ realisieren, z. B. also transparente Simulationen von hypermedialen Remediationen (Bolter, 2000) von wiederum hypermedialen Remediationen auditiven Contents für medien- und kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen oder künstlerische Forschungsvorhaben. Der Vortrag möchte die mit diesem Erkenntnis- und Forschungsmedium neuer Art verbundenen Chancen, Grenzen und Herausforderungen für die medienwissenschaftliche Erkenntnisproduktion problematisieren und zur Diskussion stellen.

Literatur:
Bolter, J. D. (2000). Remediation and the Desire for Immediacy. Convergence: The International Journal of Research into New Media Technologies, 6(1), 62–71.
Lepa, S. (2012). Was kann das Affordanzkonzept für eine Methodologie der Populärkulturforschung „leisten“? In M. S. Kleiner & M. Rappe (Hrsg.), Methoden der Populärkulturforschung: Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele (S. 273–298). Münster: Lit-Verlag.
Lindau, A., Hohn, T., & Weinzierl, S. (2007). Binaural resynthesis for comparative studies of acoustical environments. In Proceedings of the 122th AES Convention (Paper No. 7032).
Lindau, A., & Weinzierl, S. (2012). Assessing the plausibility of virtual acoustic environments. Acta Acustica united with Acustica, 98(5), 804–810.
Packer, J., & Crofts Wiley, S. B. (2011). Communication Matters: Materialist Approaches to Media, Mobility and Networks. London: Routledge Chapman & Hall.

 

 

Kurzviten der Autoren:

Dr. phil. Steffen Lepa M.A. M.A. (*1978) ist Medien- und Kommunikationswissenschaftler, seit 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachgebiets Audiokommunikation, Technische Universität Berlin. 2010-2012 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Exzellenzcluster-Forschungsprojekt “Medium und Emotion”, seit 2012 ist er Leiter des Forschungsprojekts “Survey Musik und Medien” im DFG-Schwerpunktprogramm “Mediatisierte Welten”. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Medienrezeption/Mediennutzung, sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, Populärkulturforschung, Medienpädagogik und Medienphilosophie.

Aktuelle Publikationen:

Lepa, Steffen (2012): Was kann das Affordanzkonzept für eine Methodologie der Populärkulturforschung ‚leisten‘? In: Kleiner, Marcus S./ Rappe, Michael (Hrsg.): Methoden der Populärkulturforschung. Interdisziplinäre Perspektiven auf Film, Fernsehen, Musik, Internet und Computerspiele. Münster: LIT-Verlag, S. 273-298.

Lepa, Steffen (2013): Emotionale Musikrezeption in unterschiedlichen Alltagskontexten. Eine wahrnehmungsökologische Perspektive auf die Rolle der beteiligten Medientechnologien. In: Schröter, Jens/ Volmar, Axel (Hrsg.): Auditive Medienkulturen. Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung. Bielefeld: Transcript, S. 373-391.

 

Alexander Lindau M.A. (*1976), ist Kommunikationswissenschaftler mit Schwerpunkt auf elektroakustischen Verfahren und seit 2004 in verschiedenen Positionen als Mitarbeiter am Fachgebiet Audiokommunikation der Technischen Universität Berlin tätig. Von 2007-2010 war er Empfänger eines Promotionsstipendiums der Deutsche Telekom Innovation Laboratories, Berlin. Seit 2011 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der DFG-Forschergruppe SEACEN (Simulation and Evaluation of Acoustical Environments) für die das Fachgebiet Audiokommunikation die Sprecherschaft hat. Seine Forschungsinteressen liegen in der Entwicklung und Evaluierung von Methoden der virtuellen Akustik. Sein Promotionsvorhaben „Konzertsaal und mediale Rezeption“ strebt den direkten perzeptiven Vergleich von live aufgeführter und mediatisierter Musik mithilfe von Verfahren der virtuellen Akustik an. Er ist Mitglied der Acoustical Society of America, der Audio Engineering Society of America und der Deutschen Gesellschaft für Akustik.

Aktuelle Publikationen:

Lindau, A. & Weinzierl, S. (2012). Assessing the plausibility of virtual acoustic environments. Acta Acustica united with Acustica, 98(5), 804–810.

Lindau, A.; Kosanke, L. & Weinzierl, S. (2012). Perceptual evaluation of model- and signal-based predictors of the mixing time in binaural room impulse responses. J. Aud. Eng. Soc. (in press).


Kommentare

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